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Faktencheck Thema Holzbau

Hätten Sie es gewusst?

Manche Behauptung zum Thema Holzbau erweist sich als falsch: Etwa, dass Holzbauten ein höheres Brandrisiko aufweisen als Stahlbauten und im Brandfall schneller einstürzen.

Tatsächlich ist es so, dass Holz zwar schnell an der Oberfläche verkohlt, dadurch bildet sich aber eine Art Schutzschicht, die ein weiteres Abbrennen behindert. Holz hat zudem eine geringe Wärmeleitfähigkeit, es kann die Statik eines brennenden Gebäudes vergleichsweise lange aufrechterhalten. Stahl dagegen fängt bei hohen Temperaturen schnell an zu glühen, sich auszudehnen und verliert so seine statischen Fähigkeiten.

 

10 Fakten zum Thema Holzbau

Holzgebäude erleben auf Grund ihrer vielen Vorteile, aber auch Dank aktualisierter Bauordnungen in mehreren Bundesländern derzeit einen Boom, der sich in vielen Leuchtturmprojekten widerspiegelt.

Quelle: Julia Schambeck, München

  • 1. Sind Häuser aus Holz besonders hellhörig?

    Historische Holzhäuser? Ja, die knarren gerne. Moderne Holzbauweisen? Nein, diese unterliegen – wie alle Gebäude – den bauaufsichtlich eingeführten und somit verpflichtenden normativen Anforderungen (DIN 4109‐1) und diese lassen sich prima realisieren. Selbst erhöhter Schallschutz (Beiblatt 2 bzw. VDI 4100) ist kein Problem.

    Die stetig steigende Beliebtheit von Holzbauten lässt sich selbst im privaten Bereich deutlich an der Zunahme des Holzbauanteils an genehmigten Wohngebäuden ablesen. Quelle: FNR 2019

  • 2. Weisen Holzhäuser ein besonderes Brandrisiko auf?

    Nein. Das Brandentstehungsrisiko ist in allen Gebäuden gleich. Es hängt nicht vom Konstruktionsmaterial eines Hauses ab, sondern von der Innenausstattung, vom Zustand der Elektroinstallationen, vom Alter des Gebäudes und vom Verhalten der Bewohner. Und im Brandfall verhält sich der Baustoff Holz brandschutztechnisch günstiger, als der Laie vermuten würden. Dachträger aus Holz verkohlen zwar, behalten ihre Tragfähigkeit jedoch länger als etwa ungeschützte Tragkonstruktionen aus Stahl. Holz hat zudem eine geringe Wärmeleitfähigkeit, es kann die Statik eines brennenden Gebäudes vergleichsweise lange aufrechterhalten. Stahl dagegen fängt bei hohen Temperaturen schnell an zu glühen, sich auszudehnen und verliert so seine statischen Fähigkeiten.

  • 3. Hat das Bauen mit Holz Vorteile für den Klimaschutz?

    Ja. Die Holzbauweise ist gegenüber energieintensiven Baumaterialien im Vorteil und hat deutlich geringere treibhausgasrelevante Auswirkungen. Erstens durch die direkte Speicherung von Kohlenstoff im Baumaterial Holz; zweitens durch die erneute Bindung von Kohlenstoff im nachwachsenden Rohstoff Holz; drittens durch die eingesparte Nutzung energieintensiver Baumaterialien, dem sogenannten Substitutionseffekt.

    Erstellung eines Bürobaus der öffentlichen Hand in Holzbauweise, Foto: FNR/M. Nast

    Erstellung eines Bürobaus der öffentlichen Hand in Holzbauweise, Foto: FNR/M. Nast

  • 4. Wann ist ein Haus ein Holzhaus?

    Ein Haus, das zu 100 Prozent aus Holz besteht, gibt es eigentlich nicht. Andererseits wird praktisch in jedem Haus auch Holz verbaut, so etwa in vielen Dachstühlen der Ein- und Zweifamilienhäuser und einem Großteil der mehrgeschossigen Wohngebäude. Von Holzhäusern spricht man bereits ab der standardisierten sogenannten Holzrahmen- und Holztafelbauweise, wo mindestens das tragende Gerüst aus zusammengesetzten Holzbalken besteht. Dort werden im Mittel 17 Kubikmeter (m3) Holz pro 1000 m3 umbauten Raum verwendet. Bei der immer häufiger gewählten Massivholzbauweise liegt der Anteil dagegen weit höher.

  • 5. Sind Holzhäuser günstiger oder teurer als andere Bauweisen?

    Weder noch: Die Herstellungskosten eines Gebäudes hängen nicht primär von der Wahl der Außenwandkonstruktion ab, sondern werden maßgeblich durch Ausstattungsstandards und eingebaute Haustechnik beeinflusst. Einfamilienhäuser (gerade im Fertighaussegment) sind heute im Holzbau zu gleichen Kosten umzusetzen wie mineralische Bauweisen. Aber: Kürzere Bauzeit bei Holzbauweise durch ein hohes Maß an Vorfertigung und geringere Trocknungszeiten beeinflussen die gesamten Baukosten positiv.

  • 6. Lässt sich allein mit dem Holzbau der hohe Wohnungsbedarf stillen?

    Nein. Der derzeit enorme Bedarf an Wohnungen in Deutschland lässt sich nur mit einer gemeinsamen Anstrengung aller Bauweisen decken. Aus ökologischen Gründen wird Holz als klimafreundliches Baumaterial aber künftig sowohl bei Neubauten als auch bei Modernisierungen einen höheren Anteil einnehmen. Zudem werden sich die Vorteile der Holzbauweise – beim Baulückenschluss im Bereich urbanen Bauens auswirken.

    Bauen mit Holz im öffentlichen Raum birgt noch große Potenziale für Städte und Kommunen, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Foto: FNR/W. Freese

    Bauen mit Holz im öffentlichen Raum birgt noch große Potenziale für Städte und Kommunen, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Foto: FNR/Nast

  • 7. Lässt sich eine Zunahme des Holzbaus mit heimischem Holz abdecken?

    Ja. Unsere Forstwirtschaft arbeitet nachhaltig. So wird grundsätzlich nicht mehr geerntet als nachwächst. Im Gegenteil: Unsere Wäldern produzieren jedes Jahr rund 120 Millionen Festmeter Holz; geerntet wird davon aber nur ein Teil. Der Vorrat im Wald hat sich zwischen 2012 und 2017 um sechs Prozent erhöht. Eine Verstärkung der Holzernte unter Beibehaltung der Nachhaltigkeitskriterien ist also möglich. Die Holzbaubranche setzt in den nächsten Jahren auf eine stetige Steigerung des Holzbauanteils der im Bereich Einfamilienhäuser derzeit bei 18 Prozent liegt, bei Mehrfamilienhäuser aber nur bei drei Prozent. Die geplante Steigerung wird eine hohe Nutzungsintensität von heimischem Nadelholz mit sich bringen. Daher werden beim Waldumbau hin zu mehr Mischwäldern auch geeignete Nadelbaumarten berücksichtigt.

  • 8. Stimmt es, dass Holzhäuser gesundheitsschädliche Schadstoffmengen emittieren?

    Nein. Holz ist ein organischer Werkstoff, der – wie nahezu alle organischen Materialien – flüchtige organische Verbindungen (VOC) emittiert, etwa Duftstoffe. Manche Holzarten werden gar aufgrund ihrer wohltuenden Wirkung ihrer Inhaltsstoffe nachgefragt, etwa das Holz der Zirbe. Erhöhte Formaldehydemissionen muss man nicht befürchten, wenn man im Handel auf Produkte mit formaldehydfreier Verklebung achtet.

    Zusatz: Der Anteil von Baumaterialien innerhalb gesundheitsbelastender Einflüsse liegt bei lediglich 0,2 Prozent. Zudem ist der Einfluss des Anteils von VOC mit 1,3 Prozent, im Vergleich zu anderen Stoffgruppen, äußerst gering.

    Quelle: Jantunen M., Oliveira Fernandes E., Carrer P., Kephalopoulos S., Promoting actions for healthy indoor air (IAIAQ).(2011) European Commission Directorate General for Health and Consumers. Luxembourg.

    Anteile der Einflussnahme schädlicher Stoffe in der Raumluft auf die Gesundheit (DALY) Quelle: FNR und Nennung
    Primäre Quellen für gesundheitsschädliche Stoffe in der Raumluft     Quelle: FNR und Nennung
  • 9. Kann man Holzhäuser gut oder schlecht isolieren?

    Die heute geforderten Standards der Wärmedämmung lassen sich mit allen Bauweisen gleich gut erreichen – ökologisch besonders vorteilhaft ist aber der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen wie Dämmstoffe aus Holz- und Pflanzenfasern gegenüber mineralischen Dämmstoffen wie Steinwolle. Bei Passivhäusern und Plusenergiebauweisen sind übrigens Holzbauvarianten Vorreiter.

  • 10. Hat der Holzbau volkswirtschaftliche Relevanz?

    Ja. Das Cluster Wald und Holz weist einen Umsatz von rund 177 Mrd. Euro auf und beschäftigt etwa 1,1 Mio. Menschen. Die Besitzanteile an Wald in Deutschland teilen sich auf in: 48 % Privatwald, 29 % Landeswald, 19 % Körperschaftswald und 4 % Bundeswald.

    Bild: Robert Kneschke-stock.adobe.com

    Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Clusters Forst und Holz im ländlichen Raum insgesamt als sehr hoch einzuschätzen. Forstwirtschaft, ihre Dienstleister und die Branchen der weiteren Be- und Verarbeitungsstufen generieren durch die Nachfrage nach weiteren Gütern und Dienstleistungen anderer Branchen insbesondere in ländlichen, strukturschwachen Regionen eine erhebliche Wirtschaftskraft.

    Bild: Robert Kneschke-stock.adobe.com