Bauen und WohnenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Jute

Jute ist eine pflanzliche Faser der einjährigen tropischen Corchorus-Pflanzen mit Hauptanbaugebieten in Bangladesch und Indien. Für die Gewinnung der eineinhalb bis zwei Meter langen Bastfasern aus den Stängeln der Pflanze werden diese nach einem Röstvorgang herausgelöst, gewaschen und getrocknet. Die Naturfaser gilt als äußerst reißfest und dehnbar.

Als ökologischer Dämmstoff ist Jute trotz der Konkurrenz zu den einheimischen Naturfasern Flachs und Hanf interessant, denn für die Herstellung müssen keine neuen Naturfasern gewonnen und extra importiert werden. Stattdessen basiert die Dämmung auf gebrauchten Jutesäcken, die ursprünglich Kakao und Kaffeebohnen aus aller Welt nach Deutschland transportierten.

Jute-Dämmstoff

Herstellung und Zusammensetzung

Um aus den Säcken das Rohmaterial für die Dämmstoffe zu gewinnen, werden diese zunächst zerkleinert und die Fasern mit Hilfe von Soda gereinigt und gleichzeitig für den Brandschutz gerüstet. Für die Aufbereitung zu einem Vliess dienen PET- oder auch PLA-Biokunststofffasern aus Pflanzenstärke als Stützfasern.

Neben der biologischen Abbaubarkeit der Jute ist vor allem hervorzuheben, dass der Dämmstoff schon den zweiten Lebenszyklus des Materials darstellt.

Die verwendeten Jutesäcke, mit denen Kaffee und Kakao nach Europa geliefert wird, wurden bislang hier verbrannt oder deponiert. Denn zum Schutz der wertvollen Bohnen fordern die Deutschen Transportversicherer, ausschließlich neue Säcke zu verwenden. Jetzt kann durch das Upcycling des wertvollen Rohstoffs ein leistungsstarker Naturdämmstoff mit kurzen Transportwegen gefertigt werden.

 

Anwendungsgebiete und Verarbeitung

Jute-Dämmstoffe werden in Matten- und Rollenform angefertigt und sind für sämtliche Dachdämmvarianten geeignet. Ebenso finden sie Anwendung für die Dämmung von Holzbalkendecken sowie Außen- und Innenwänden in Holzrahmen-, Holzständer und Metallständerwänden. Bei erdberührenden oder spritzwassergefährdeten Bauteilen findet das Material, wie andere Naturfaserdämmstoffe, keine Anwendung.

Die Dämmmatten und Vliese können einfach und unproblematisch verarbeitet werden und sind somit auch für Heimwerker geeignet. Das Material lässt sich sehr gut schneiden und einpassen. Ein Mundschutz oder andere Schutzkleidung ist für die Verlegung nicht notwendig.

Bereits ab geringen Abnahmemengen gibt es beim Hersteller Thermo Natur die Matten sogar auf Wunschbreite. Dabei wird dem lichten Sparren- bzw. Gefachmaß eine leichte Überbreite für eine gute Klemmwirkung zugerechnet. Der Einbau erfolgt dann sehr zeitsparend und nahezu ohne Verschnitt.

 

Bauphysikalische Eigenschaften

Das ökologische Dämmmaterial aus Jutefasern überzeugt mit einem ungewöhnlich guten Hitzeschutz. Es kann die Hitze unterm Dach von morgens bis abends in Schach halten, was fast neun Stunden entspricht. Das ist ein großer Unterschied zur Hitzeschutz-Leistung der konventionellen Glaswolle.

Darüber hinaus bietet die Jutedämmung besten Wärmeschutz dank ihrer geringen Wärmeleitfähigkeit.
Ein sehr guter Feuchteausgleich wird dank der großen Sorptionsfähigkeit erreicht, wodurch das Material gegen Schimmelwachstum resistent ist. Auch für Insekten und Nager ist das Material uninteressant, da weder Proteine noch Stärke enthalten sind.

Der schnell nachwachsende Naturdämmstoff gilt als schadstofffrei, gesundheitlich unbedenklich und ist biologisch abbaubar.

 

Hersteller

Hersteller und Produkte finden Sie in der aktuellen Marktübersicht Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen und in unserer Datenbank.

 

Technische Daten

  • Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK): 0,037-0,040
  • Diffusionswiderstandszahl μ: 1-2
  • spezifische Wärmekapazität c [J/kgK]: 3.350
  • Rohdichte ρ [kg/m3]: 30-40

(auf Angaben der Hersteller beruhend)