Bauen und WohnenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Stroh

Als Stroh werden die trockenen Halme von gedroschenem Getreide bezeichnet. Auf bundesdeutschen Ackerflächen wächst so viel Getreide, dass von dem jährlich verfügbaren Stroh hunderttausende strohgedämmte Gebäude gebaut werden können. Ein Baustoff, der einfach schon da ist – ohne weiteren Herstellungs- und Energieaufwand, regional und ohne zusätzliche Umweltbelastungen. Stroh ist ein jährlich nachwachsender Rohstoff ohne Konkurrenz zur Nahrungsmittelherstellung. Erste Strohballenbauten entstanden im 19. Jahrhundert nach der Entwicklung der dampfgetriebenen Strohballenpressen in Nebraska – einem holzarmen Gebiet mit riesigen Getreidefeldern in den USA. Seit Ende der 1970er-Jahre erlebt der zwischenzeitlich verdrängte Baustoff Stroh eine Renaissance – auch in Deutschland.

Informationen zum Bauen mit Stroh bietet der Fachverband Strohballenbau Deutschland e. V. auf seinen Internetseiten unter www.fasba.de.

Stroh-Wand

Herstellung und Zusammensetzung

Zur Herstellung werden mit einer geeigneten Strohballenpresse direkt auf dem Acker Baustrohballen mit erforderlicher Dichte (90–130 kg/m3) gepresst. Der Feuchtegehalt der Ballen darf maximal 15 % betragen. Bei fachgerechter Verarbeitung wird dieser Wert nicht überschritten, wodurch das Stroh sicher vor Schädlings- und Schimmelbefall geschützt ist. Eine chemische Behandlung der Strohballen ist daher nicht notwendig.

Grundsätzlich kann Baustroh gemäß der Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 und EN 15804 nach Rückbau wiederverwendet, kompostiert oder in einer Müll- bzw. Mitverbrennungsanlage oder in einer Biogasanlage verwertet werden.

Putzaufbringen auf Stroh-Wand

Anwendungsgebiete und Verarbeitung

Strohballen werden als dämmende Ausfachung in ein Holzständerwerk eingesetzt und verputzt oder verkleidet. Die Ballen können für Wand-, Dach- und Fußbodenkonstruktionen verwendet werden. Bei der lasttragenden Konstruktionsart, die sich aus der historischen Bauweise entwickelt hat („nebraska-style"), übernehmen die Strohballen die vertikalen Lasten. Diese Bauweise entspricht in Deutschland nicht der allgemeinen Bauaufsichtlichen Zulassung und muss immer im Einzelfall genehmigt werden.

Neben den Strohballen gibt es noch andere Bauprodukte aus Stroh, wie hochverdichtete Strohbauplatten als dämmende Wandelemente im Innenausbau sowie eine weitere Entwicklung hin zum Einblasverfahren der Fa. Iso-Stroh.

Ziel der Entwicklung von ISO-Stroh war es, den Einbau von Stroh soweit wie möglich zu vereinfachen, ohne dabei die positiven Eigenschaften des Strohs zu verlieren: Ob ein Strohballen eingebaut oder ob statt dessen ISO-Stroh eingeblasen wird, bleibt im Grunde genommen zunächst einmal egal: die Dichte, der gute Brandschutz und die hervorragende Dämmleistung im Sommer wie im Winter ist nahezu gleich.
Das Einblasverfahren von ISO-Stroh ISO-Stroh wird, wie Zellulose oder Holzfasern einfach mit einer herkömmlichen Einblasmaschine verarbeitet. Das heißt, dass über einen langen Schlauch mittels Luft die speziell aufbereiteten ISO-Stroh-Fasern durch eine Düse in das jeweilige Bauteil eingeblasen und verdichtet werden. Dieser Prozess gewährleistet, dass die Bauteile vollständig und ohne jede Lücke ausgefüllt werden. Auch Installations- und Elektroleitungen werden komplett umschlossen. So entsteht eine perfekte setzungssichere Dämmung gegen die Kälte des Winters und die Hitze des Sommers.

Eine weitere Entwicklung speziell für die Sanierung von Gebäuden mit Stroh ist der sog. „Strohanker“. Dieser von der Fa. Schelfbauhütte (Schwerin) aus Kunststoff entwickelte Halter ermöglicht einen ökonomischen Einsatz der Strohballendämmung.

Stroh ist, wie viele andere Naturbaustoffe auch, nicht als Perimeterdämmung oder Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk geeignet. 

 

Bauphysikalische Eigenschaften

Die beste Wärmedämmwirkung mit Strohballen wird erreicht, wenn die Halme senkrecht zum Wärmedurchgang ausgerichtet sind. Strohballen werden in verschiedenen Formaten hergestellt: Schon bei einer Stärke von 28 cm wird ein U-Wert von 0,18 W/(m2K) erreicht. Bei Ballen mit einer Stärke von 35 cm liegt der U-Wert bereits bei 0,15 W/(m2K). Dementsprechend können mit der Strohballenbauweise auch Passivhäuser realisiert werden.

Gemäß Zulassung sind die Strohballen durch geeignete Holzwerkstoffplatten und weitere Verkleidungen vor dem Eindringen von Feuchtigkeit zu schützen.

Strohballen werden in die Baustoffklasse B2 eingestuft. Die gepressten Ballen sind an sich schon sehr viel schlechter brennbar als loses Stroh. Werden sie mit Lehm verputzt, sinkt ihre Entflammbarkeit bzw. Brennbarkeit deutlich. So ergab die Prüfung einer beidseitig mit 3 cm Lehm verputzten Strohballenwand einen Feuerwiderstand von über 90 Minuten.

 

Hersteller

Hersteller und Produkte finden Sie in der aktuellen Marktübersicht Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen und in unserer Datenbank.

 

Technische Daten

Strohballen:

  • Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK): 0,049
  • Diffusionswiderstandszahl μ: 2
  • spezifische Wärmekapazität c [J/kgK]: 2.000
  • Rohdichte ρ [kg/m3]: 85-115

(auf Angaben der Hersteller beruhend)