Bauen und WohnenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Zellulose

Papier ist eines der am meisten verwendeten Recyclingprodukte. Neben der Sammlung aus den Haushalten werden auch die Reste aus Druckereien und Verlagen fast vollständig wieder in den Produktionskreislauf zurückgeführt. Eine dieser Recycling-Produktionslinien ist die Herstellung von Dämmstoffen aus Altpapier. Neben den guten Dämmeigenschaften und der Wärmespeicherfähigkeit (sommerlicher Hitzeschutz) ist vor allem der ökonomische Vorteil dieses seit Jahrzehnten bewährten Recyclingdämmstoffes hervorzuheben. Das erste Patent zur Herstellung eines Zellulosedämmstoffes wurde vor über 100 Jahren in England angemeldet. In den kalten Ländern Skandinaviens und Nordamerikas ist dieser Dämmstoff weit verbreitet. Entsprechend ausführlich sind dort die Untersuchungen und Vergleiche, z. B. mit „konventionellen" Dämmstoffen aus Mineralwolle. Untersuchungen der Universität von Colorado kamen u. a. zu dem Ergebnis, dass zellulosegedämmte Gebäude aus verschiedenen Gründen (latente Wärmeströme, bessere Winddichtigkeit innerhalb der Dämmung, höhere Wärmespeichereffekte u. a.) eine deutlich bessere Dämmwirkung haben als ein gleiches Gebäude mit Mineralfaserdämmung bei jeweils gleichem rechnerischen Wärmebedarf.

Zellulose-Dämmung, Foto: FNR

Zellulose-Dämmung

Herstellung und Zusammensetzung

Zellulosedämmung wird aus zerfasertem Altpapier unter Zugabe von Borsalzen oder anderen Zusatzmitteln im Trockenverfahren hergestellt. Durch die in den jetzt verwendeten Mengen als gesundheitlich unbedenklich zu bewertenden Zusatzmittel (Borax, Borsäure, alternativ Aluminiumhydroxid, Ammoniumphosphat und Fungotannin) erhält das Material den geforderten Brandschutz. Das Rohmaterial besteht aus sortierten Druck-Erzeugnissen (z. B. Tageszeitungspapier).

Zellulosedämmung ist wieder verwertbar und deponierfähig, allerdings auf Grund der Zusatzstoffe nicht kompostierbar. Als reines Recyclingmaterial hat Zelluloseeinblasdämmstoff einen vergleichsweise geringen Primärenergieeinsatz.

 

Anwendungsgebiete und Verarbeitung

Zu unterscheiden sind Einblaszellulose, die nur von lizenzierten Fachbetrieben verarbeitet werden darf, Dämmschüttung sowie Zellulosedämmplatten. Durch das pneumatische Einblasen des losen Dämmstoffes ist ein fugenloses anschmiegen an die Sparren, Ständer und Balken vollkommen verschnittfrei gewährleistet. Auch hohe Dämmstärken, wie bei Passivhäusern, sind mit Einblasdämmung schnell, preiswert und problemlos auszuführen. Zu beachten ist die eventuell entstehende Staubentwicklung. Im Holzbau ermöglichen moderne industrielle Einblastechniken die schnelle und wirtschaftliche Befüllung von vorgefertigten Elementen im Werk. Eine weitere Möglichkeit der Verarbeitung von loser Zellulose ist das Feuchtesprühverfahren. Dabei wird dem Dämmstoff Wasser (ggf. zusätzliche Klebe- oder Bindemittel) kurz vor Auftreffen auf die Wand zugesetzt. Dadurch entsteht vor Ort eine plattenförmige, steife Dämmschicht. Dämmschüttung wird offen aufgeschüttet (Decke, Wand, Boden, zwischen Lagerhölzern etc.). Dies kann auch in Eigenleistung erfolgen. Dämmplatten werden zwischen die Sparren oder Holzständer geklemmt, auf dem Boden ausgelegt oder als Aufdachdämmsystem eingesetzt. Wie alle bauaufsichtlich zugelassenen Produkte wird auch der Zellulosedämmstoff von unabhängigen Instituten überprüft und überwacht. Als Perimeterdämmstoff ist Zellulosedämmung nicht geeignet.

Zellulose-Einblasdämmung

Bauphysikalische Eigenschaften

Zellulose hat gute Wärmedämm- und Wärmespeicherfähigkeiten und ist bei fugenfreiem, fachgerechtem Einblasen sehr gut luft- und winddicht sowie setzungssicher. Durch ein hohes Raumgewicht wird ein guter sommerlicher Wärmeschutz realisiert. Zellulosefasern beinhalten die positivsten Eigenschaften von Holz und sind als kapillar aktive Dämmung feuchtigkeitsausgleichend. Zellulosedämmstoff ist in der Praxis brandwidrig (B2 bis B1/B-s2, d0; C-s2, d0).

 

Hersteller

Hersteller und Produkte finden Sie in der aktuellen Marktübersicht Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen und in unserer Datenbank.

 

Technische Daten

Einblaszellulose

  • Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK): 0,038-0,040
  • Diffusionswiderstandszahl μ: 1-2
  • spezifische Wärmekapazität c [J/kgK]: 2.100-2.544
  • Rohdichte ρ [kg/m3]: 28-65

Zelluloseplatten

  • Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK): 0,042
  • Diffusionswiderstandszahl μ: 2-3
  • spezifische Wärmekapazität c [J/kgK]: 2.000
  • Rohdichte ρ [kg/m3]: 70-145

(auf Angaben der Hersteller beruhend)