Bauen und WohnenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Holzmodulbau

Einführung

Angesichts des Klimawandels und knapper werdender Ressourcen gilt die Baubranche als einer der wichtigsten Hebel, um die Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung zu erreichen. Seriell gefertigte Modulbauten aus heimischem Holz gehören zu den klimafreundlichen Offerten auf dem Wohnungsmarkt.

Bislang ist der Holzbau die einzige verfügbare Technologie, die es ermöglicht, der Atmosphäre entzogenes CO2 über sehr langfristige Nutzungszeiträume in Form von Kohlenstoff zu speichern. Auch darüber hinaus bieten Bauwerke aus seriell gefertigten Holzmodulen zahlreiche Vorzüge. Damit stellt der Holz-Modulbau auch für kommunale Bauherren eine Option dar, die Schaffung von Wohnraum mit nachhaltigen Konzepten für das energie-und ressourcenschonende zirkuläre Bauen und Sanieren zu verknüpfen. 

Der modulare Holzbau fasst seit wenigen Jahren auch im bundesdeutschen Wohnungsbau Fuß. Die nach geltenden Baustandards gefertigten Module kommen als geschlossene Raumeinheiten samt Dämmung, Elektroinstallation und Verrohrung aus der Werkshalle und lassen sich auf der Baustelle binnen kurzer Frist zu Etagenbauten zusammensetzen. Nach Fertigstellung sind sie nicht mehr von herkömmlich errichteten Gebäuden zu unterscheiden. 
 

 

Vorzüge des Holzmodulbaus

  • Reduzierung des Zeitaufwands über die gesamte Prozesskette aus Planung, Fertigung und Ausführung
  • vielseitig einsetzbare Module für Geschosswohnungsbau, zur Nachverdichtung in Baulücken oder zur Aufstockung bestehender Häuser und Parkdecks 
  • reduzierter Material- und Energieverbrauch, weniger Abfall im Herstellungsprozess
  • witterungsunabhängige Vorfertigung unter kontrollierten Bedingungen 
  • Planungssicherheit und gleichbleibende Qualität im Ausbau
  • kürzere Bauzeiten im Freien mit reduzierten Baustellenkosten
  • statische Vorteile durch minimiertes Gewicht des Baukörpers 
  • vollständig zerlegbare und rezyklierbare Bauteile durch sortenreine Verwendung und wiederlösbare Fügung der Baustoffe
 

Best Practice Holzmodulbau

Mit dem Projekt P18 - Plus-Energie-Quartier aus Holzmodulen in Stuttgart hat die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) am 17. Mai 2023 in ihrer Seminarreihe „Auf Zukunftskurs – öffentliches Bauen mit Holz“ ein spannendes Beispiel der Holz-Modul-Fertigbauweise für einen öffentlichen Auftraggeber vorgestellt.

Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft SWSG hatte die AH Aktivhaus GmbH / Werner Sobek 2020 mit der Entwicklung des nachhaltigen energieautarken Stadtquartiers P18 auf dem Gelände des Klinikums Stuttgart-Bad Cannstatt beauftragt. „Der Bauherr wollte mit dem Vorhaben einen Meilenstein in Sachen nachhaltiges und materialreduziertes, serielles Bauen mit Holz setzen“, berichtet Architekt Max Mannschreck.

Entstanden ist binnen zwei Jahren das bislang größte Stadtquartier aus Holzmodulen Deutschlands aus der Hand eines einzelnen Investors. Die vormalige Bebauung aus drei energetisch sehr schlechten Gebäudezeilen wurde durch ein Ensemble kleinteiliger, gegliederter und hocheffizienter Gebäude ersetzt. Basis für den Bau der sechs vier- und fünfgeschossigen Gebäude mit 330 Wohnungen für das Personal des Klinikums bildeten die Aktivhaus-Module von Werner Sobek. 
„Mit den seriell gefertigten, vollständig ausgebauten Raummodulen konnten ca. 70 Prozent des Materialaufkommens gegenüber einem konventionell errichteten Bauwerk eingespart werden – und die Gebäude wurden in Rekordzeit errichtet“, zählt Mannschreck Vorteile der Modulbauten auf. Sortenreine Verwendung und wiederlösbare Fügung der Baustoffe machen die Gebäude recyclingfähig: Falls erforderlich, ist die Demontage der Elemente am Standort und das Zerlegen in die Ursprungsmaterialien im Werk möglich, um die Rohstoffe wiederzuverwenden.

Die Energieversorgung des Quartiers erfolgt autark auf Basis eines vollständig regenerativen Energiekonzeptes. Die Wohngebäude im KfW-40-Plus-Standard sind mit einem Heizungssystem aus Wärmepumpen, Photovoltaikmodulen und Solar-Hybridkollektoren ausgestattet. Die Dächer aller Gebäude sind mit PVT-Kollektoren, die meisten Südfassaden zusätzlich mit PV-Modulen belegt. Um jedes der sechs Gebäude energieautark zu betreiben, wird der gewonnene Strom aus Batteriespeichern bei Bedarf dem Heizungssystem zugeführt.