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Projektnews

Vom Schilfgras zur Getränkeflasche

Stoffliche Nutzungsmöglichkeiten für Biomasse aus Paludikultur

7 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland sind entwässerte Moore. Diese Flächen sind für 37 % der Treibhausgasemissionen der deutschen Landwirtschaft verantwortlich. Würden diese Flächen wiedervernässt, könnten die Treibhausgasemission erheblich reduziert werden. Aber lassen sich wiedervernässte Flächen auch wirtschaftlich nutzen? Hier setzt die Paludikultur an: Im Gegensatz zu einer reinen Wiedervernässung bietet die Paludikultur eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzungsalternative für nasse Moorflächen.

Mit der Frage, wie eine Nutzungsalternative aussehen kann, beschäftigt sich der am 1. Juli gestartete Forschungsverbund EDELNASS, den das BMEL mit Mitteln aus dem Sondervermögen „Klima- und Transformationsfonds“ (KTF) fördert. Unter Koordination der Uni Greifswald, AG Moorkunde & Paläoökologie, wollen die Verbundpartner zwei stoffliche Verwertungsverfahren für Nassgrünland-Biomasse aus Paludikultur untersuchen, testen und bewerten.

Aus Biomasse lassen sich in einer Lignocellulose-Bioraffinerie Basischemikalien gewinnen. Besonders im Fokus stehen aktuell 5-Hydroxymethylfurfural (HMF) und Furfural, aus denen PEF (Polyethylenfuranoat), ein recycelbarer, biobasierter Hochleistungskunststoff synthetisiert wird. Aus PEF können, wie aus seinem fossilbasierten Pendant PET, u. a. Getränkeflaschen hergestellt werden. Die Forschungsgruppe Konversionstechnologie und Systembewertung nachwachsender Rohstoffe der Uni Hohenheim will erstmalig HMF und Furfural aus Nasswiesen-Biomasse erzeugen. Um die Weiterverarbeitung des daraus hergestellten PEF zu Verpackungsmaterialien kümmert sich das Sustainable Packaging Institute der Hochschule Albstadt-Sigmaringen.

Einen direkteren Nutzungsansatz verfolgt das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e. V. (ATB). Dort sollen aus der Nasswiesen-Biomasse Faserstoffe hergestellt und weiter zu Papieren und Fasergussformteilen verarbeitet werden.

Die vier Verbundpartner wollen die Kopplungspotentiale der Stoffströme der beiden Verfahren untersuchen, indem sie die Zwischen- und Nebenprodukte in die jeweils anderen Prozesse einspeisen. Außerdem werden sie für eine zukünftige Honorierung von Ökosystemdienstleistungen vernässter Moore Daten sammeln: zur CO2-Bilanz der Verfahren und möglicher Produkte sowie zur Entwicklung der Artenvielfalt und Wasserqualität. Die Kosten von der Rohstoffbereitstellung der Verfahren werden analysiert, um geeignete Betriebsmodelle für Moorregionen abzuleiten.

Ziel des Verbundprojekts ist es, neue Wertschöpfungsketten für Paludikulturen zu entwickeln, die eine produktive Nutzung von Nassgrünland mit Naturschutz- und Klimaschutzzielen verbinden.

Verbundvorhaben: EDELNASS - Veredelung von Nassgrünland-Biomasse zu Plattformchemikalien, Verpackungen, Faserguss und Papier

Teilvorhaben 1: Koordination, Wissenstransfer, Öffentlichkeitsarbeit & Ökologische und Ökonomische Bewertung
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=2222MT001A

Teilvorhaben 2: Entwicklung und exemplarische Realisierung von Verfahren zur Gewinnung und Aufbereitung von Faserrohstoffen für den Einsatz im Sektor Pulp & Paper
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=2222MT001B

Teilvorhaben 3: Plattformchemikalien aus Nasswiesenbiomasse
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=2222MT001C

Teilvorhaben 4: PEF-Verpackungen
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=2222MT001D

Weitere Informationen:

FNR – Paludikultur: https://pflanzen.fnr.de/paludikultur

Greifswald Moor Zentrum: https://www.greifswaldmoor.de/

Pressekontakt:

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Dr. Gabriele Peterek
Tel.: +49 3843 6930-119
Mail: g.peterek(bei)fnr.de

Paludikultur – Schilffläche. Foto: L. Reisig

Paludikultur – Schilffläche. Foto: L. Reisig